Eurovision Song Contest 2016 – Hier ist der vorletzte Teil 5 der Serie „Mein persönlicher Blickwinkel“. Nehmen wir gemeinsam weitere sieben ESC-Beiträge unter die Lupe.
Die Tortur geht weiter: Estland, Polen, Rumänien, Mazedonien, Kroatien, San Marino und Griechenland sind weiteren sieben Länder, die in den letzten Tagen ihren musikalischen Beiträge vorstellten. Polen schoss über das Ziel hinaus, Rumänien, Mazedonien und Griechenland bieten uns etwas altbackenes an, Estland ist halbwegs anhörbar und San Marinos Serhat tut auf Leonard Cohen. Der einzige halbwegs helle Stern, unter diesen sieben Kandidaten, ist der kroatische Beitrag Lighthouse.
Estland
Jüri Pootsmann – Play
Jüri Pootsmann war bei der estnischen Vorausscheidung mit dem Song Play der Top-Favorit auf den Sieg. Ja, der Song ist halbwegs nett, mitgeschrieben vom Stig Rästa (Estland 2015), und könnte sich ins Finale qualifizieren. Mit ein wenig Glück ist eine Platzierung im Mittelfeld möglich. Bei diesjähriger Konkurrenz ist allerdings vieles möglich. Ich hätte gerne dennoch Laura mit Supersonic in Stockholm gesehen, die den 2. Platz beim „Eesti Laul“ erreichte. Der ESC ist manchmal so herrlich überraschend.
Polen
Michal Szpak – Color Of Your Life
Schon seit der Vorausscheidung am 5. März überlege ich, wie ich die Entscheidung Polens, Michal Szpak zum Eurovision Song Contest nach Stockholm zu schicken, bis auf das Bitterste verurteilen möchte. Es geht aber nicht. Ich finde keine Worte dafür, es sei denn, ich werde beleidigend, und das möchte ich nicht. Eines interessiert mich aber; wie zum Kuckuck schafft man die zwei Top-Favoriten, Margaret und Edyta Górniak, auf die Plätze zwei und drei zu verweisen, und einen altmodischen und schon 1000 Mal gehörten Song zum Sieger zu küren? Ich würde mich sehr freuen, wenn Polen deshalb bestraft wird, und im zweiten Semifinale rausfliegt. Bitte!
Rumänien
Ovidiu Anton – Moment Of Silence
Nach dem Desaster vom Polen, kommt mir jede weitere Entscheidung als Medizin vor. Zumindest hat Rumänien richtig entschieden und den Top-Favoriten Ovidiu Anton mit Moment Of Silence nach Stockholm geschickt. Obwohl Ovidiu den rockigen Song hervorragend interpretiert, kann ich mich nicht dem Gefühl entziehen, dass dieser Song auch in der Kategorie „Altmodisch und eh-schon-bekannt“ gehört, trotz richtiger Entscheidung. Finale? Könnte sich eventuell ausgehen.
Mazedonien
Kaliopi – Dona
Mazedonien stellte am 7. März in einer speziellen Show den Song Dona, mit dem Kaliopi das Land beim Eurovision Song Contest 2016 vertreten wird. Dona ist eine gefühlvolle Ballade, in der Kaliopi ihre stimmlichen Qualitäten voll entfaltet. Der Song an sich ist kein Gewinnersong, aber ein Einzug ins Finale ist für Kaliopi und Mazedonien heuer drin, trotz einer Ballade, die auch Ende 80er oder 90er hätte funktionieren können. Es ist aber Kaliopi, und ich würde es ihr wünschen, das Finale in Stockholm zu erreichen.
Kroatien
Nina Kraljić – Lighthouse
Kroatien kehrt nach zwei Jahren Abwesenheit zum Eurovision Song Contest zurück, und das mit Nina Kraljić und dem Song Lighthouse, dem viele ESC-Fans eine rosiges Ergebnis beim Wettbewerb in Stockholm prophezeien. Zweifellos kann Kroatien mit Lighthouse (übrigens von einem österreichischem Team geschrieben und produziert) endlich wieder einmal das ESC-Finale erreichen, und dort ein Ergebnis unter die Top 10, sogar Top 5 im Finale erreichen? Warum nicht.
San Marino
Serhat – I Dind´t Know
Am selben Tag wie Kroatien, stellte auch San Marino den musikalischen Beitrag für Stockholm, I Didn´t Know, gesungen vom türkischen Sänger Serhat. Das, was mir beim ersten Anhören in den Sinn kam ist: „Der Sänger singt wie Leohnard Cohen. Überhaupt der ganze Song ist in Leonhard Cohen Style gemacht.“ Grundsätzlich ist das ein Kompliment, aber beim Eurovision Song Contest wird so ein Song einfach nicht funktionieren. Oder etwa doch?
Griechenland
Alter Ego – Utopian Land
Es war ein spezieller Wunsch des ERT-Direktoren Dionisis Tsaknis, die Band Argo (ehemals Europond) zum Eurovision Song Contest nach Stockholm zu schicken. Dementsprechend bekam er vor der Band auch einen speziellen musikalischen Beitrag, der sich Utopian Land nennt, und der einen, etwa altbackenen Refrain hat. Vielleicht wäre endlich einfach an der Zeit, dass auch Griechenland einmal nicht im Finale des Eurovision Song Contest vertreten ist. Amüsant wäre es zumindest.
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