PÆNDAs Album „EVOLUTION I“ im Check

Schwebender Elektro-Sound aus Wien – bald für Österreich in Tel Aviv

Ja, ich kannte PÆNDA nicht. Glücklicherweise gibt es einen begnadeten Talent-Scout wie Eberhard Forcher, der stets mit beiden Augen tief in die österreichische Musikszene taucht, um neue Perlen hervorzubringen. Und es gibt eine Auswahlredaktion im ORF, die den Mut hat, mit einer Künstlerin zusammenzuarbeiten, die zum Song Contest will – obwohl ihr unkonventioneller Musikstil polarisieren wird.

PÆNDA schreibt seit 2015 als Solokünstlerin „elektronische Tanzmusik mit Ecken und Kanten“, wie sie sagt. Von ihrer Wiener Wohnung aus schraubt sie an Elektrowerken, die man vielleicht so zuvor noch nie gehört hat. Im Jänner 2018 erschien das Debüt-Album EVOLUTION I bei Wohnzimmer Records. Ihre Teilnahme beim ESC dieses Jahr ist ein Grund, um tiefer in das Album einzusteigen.

Futter für die Stereoanlage

Auf EVOLUTION I muss man sich einlassen. Das Album mal eben zwischendurch auf dem Weg zur Arbeit oder beim Fitnesstraining abzuspielen, wäre der Musik nicht würdig genug. Es erfordert Aufmerksamkeit und eine Stereoanlage, die in Zeiten von Smartphones als vorrangiges Musikabspielgerät endlich wieder herausgefordert werden möchte.

Das liegt unter anderem an den vielen Klängen, die PÆNDA in ihre Songs einwebt. Es knirscht, surrt, ploppt und schwirrt. Klar und deutlich. Und mittendrin tritt ihre zarte Stimme zum Vorschein, die eigentlich mehr wie ein virtuoses Jazzinstrument arbeitet, denn als reine Gesangsstimme.

Popsongs mit Bruchstellen

Good Girl beispielsweise kommt da anfangs noch sehr gefällig daher und erinnert an amerikanische It-Girl-Popmusik. Allerdings führt uns da PÆNDA in die Irre. Wo wir einen klassischen Mitgröhl-Refrain erwarten, scheint sie an allen möglichen Regler zu drehen und uns eigentlich zum Schweben zu bringen. Genau diese Bruchstellen, die in allen Songs vorkommen, erzeugen einen Sog, durch den PÆNDA einen anzieht. Das ist die Musik, wie PÆNDA sie haben will. Nicht glattgeschliffen, sondern mit rauen und messerscharfen Kanten.

Düster und ruhig ist es in Plastic Illusion solange, bis stampfende Bässe und bedrohliche Zuckungen überhand nehmen. Heller und freundlicher geht es in Paper-thin zu. Nachdem ich alle Songs durchgehört habe, hatte ich den Eindruck, ein hitziges Videospiel durchgespielt zu haben. Einen Lieblingssong habe ich für mich nicht ausgemacht. Vielleicht am ehesten noch das treibende Tell Her. Zumindest hat es Spaß gemacht, sich auf dieses musikalische Experiment einzulassen. Ich habe es nicht bereut.

EVOLUTION II erscheint im April 2019

In den Startlöchern ist bereits der Nachfolger. Er erscheint am 26. April 2019 – wenige Wochen vor dem Song-Contest-Auftritt. PÆNDA feilt noch mit dem Elektronikmusiker Rodney Hunter an dem ein oder anderen Song, bevor alle Blicke dann auf Tel Aviv gerichtet sind. Sie lässt ihre Follower mit Instagram-Stories an diesem Prozess teilhaben, wobei fälschlicherweise der Fanblog EuroVoix Gesang-Schnipsel aus dem neuen Song Love Myself ihrem ESC-Beitrag zuschrieb. Auf EVOLUTION II wird Limits garantiert drauf sein. Und wie nah dran ist Limits an der Musik aus ihrem Album? PÆNDA erzählt dazu:

„Vor allem, wenn man die alten Sachen kennt, dann ist es eine ziemlich Überraschung, weil der Song [Limits] sehr ruhig ist.“

PAENDA, Interview im Studio 2

Ich bin auf das neue Album sehr gespannt.

5 KOMMENTARE

  1. Am 8. März wahrscheinlich kurz nach sieben Uhr wird der Song im Ö3 Wecker präsentiert. Spätestens um 10 Uhr wird das Video in einer PK präsentiert.

  2. Das klingt diesmal nach einem wirklich modernen Song aus Österreich. Ich freue mich schon sehr darauf. Eberhard Forcher hat ein gutes Händchen bewiesen, natürlich kann er auch nur aus dem auswählen, was ihm angeboten wurde und da dürfte nach allem, was wir gehört haben, Limits herausgestochen haben und sogar die sicher nicht so schlechten Beiträge von Symphonix geschlagen haben. Das Eberhard Forcher den Auftrag hat, einen Sieg zu verhindern, ist doch Schwachsinn. Alle Beteiligten würden sicher gerne wieder einen ESC organisieren, es gibt wohl kaum was spannenderes.

    • Was macht denn den perfekten Song aus beim Song Contest?
      Eberhard Forcher lacht:
      „Wenn man das wüsste dann würden wir jedes Jahr zumindest Platz  zwei abräumen, um den ersten Platz  ist ja ohnehin nicht soviel Griß.
      Als Cesàr letztendlich nicht gewonnen hat „ist ihr (Kathrin Zechner), glaub ich, ein Stein vom Herzen gefallen“…..“bei der budgetären Situation des ORF wäre es wahrscheinlich schwierig gewesen.“

  3. Gratulation zu dieser sehr schmeichelhaft verpackten Kritik an PÆNDAs Musik. Das nicht vorhanden sein eines Refrains als „schweben“ zu bezeichnen – ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut.
    Am besten ist aber „Einen Lieblingssong habe ich für mich nicht ausgemacht.“ Mir geht es genau so, nur ich hätte undiplomatischer gesagt „Mir hat hier nichts gefallen“.

    Es ist vielleicht eine Frage des Alters – obwohl Eberhard Forcher ist älter als ich, aber mir geht es hier so wie meiner Mutter früher bei abstrakter bildnerischer Kunst. Sie pflegte dann zu sagen „Also das kann ich auch“.
    Andererseits wenn sich „Limits“ stark von allen anderen Darbietungen beim ESC unterscheidet und vielleicht sogar polarisiert, ist da durchaus die Chance, dass sich der Sobral-Effekt zeigt.
    Ich frage mich allerdings, ob Eberhard Forcher tatsächlich den Auftrag hatte einen Gewinner Act zu finden oder sicher zu stellen, dass sich in der Chefetage nicht wieder ein Schock einstellt wie letztes Jahr nach der Jurybewertung. Es wird sich aber erst zeigen wenn „Limits“ präsentiert wird. Ich vermute ja, dass wenn es in „Dancing Stars“ präsentiert wird nur ein „Contemporary“ dazu passen wird, der hoffentlich hoch dramatisch ist wie der Song.

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