Wien, Österreich – Die Ergebnisse der Semifinali und die geteilte Wertungen sind bekannt. Wie sieht das Motto Buliding Bridges in Zahlen aus? Wir haben die Antwort!
Die EBU hat schon längst sowohl die Ergebnisse der beiden Semifinali, als auch die geteilte Wertungen der Jury und des Televotings veröffentlicht:
ESC 2015 Semifinale 1: Die Ergebnisse →
ESC 2015 Semifinale 2: Die Ergebnisse →
ESC 2015 Finale: Die Ergebnisse →
ESC 2015: Detailwertungen →
Die Jury und das Publikum waren sich diesmal nicht ganz einig: Gäbe es keine Jury hätte Italien mit Il Volo und Grande Amore gewonnen. Russland wäre mit Polina Gagarina und A Million Voices zweiter geblieben, Schweden mit Måns Zelmerlöw und Heroes dritter. Auf der anderen Seite, gäbe es nur Jury, dann wäre Schweden der Gewinner, Platz 2 ginge an Aminatas Love Injected aus Lettland, Russland wäre dritter. Italiens Il Volo hätten nur Platz 6 erreicht, unsere Makemakes mit I Am Yours auf Platz 13 gelandet. So war wieder einmal das Publikum dafür zuständig, dass unsere Jungs am Ende ohne Punkte geblieben sind. Wir schauen uns aber wie einige Länder das Motto Building Brindges in Zahlen präsentiert haben:
Armenien und Aserbaidschan
Die Länder Armenien und Aserbaidschan bleiben zahlenmäßig weiterhin von Building Bridges Motto entfernt, leider! – sowohl jede einzelne Jury als auch die Zuschauer setzten das andere Land auf die letzte Stelle. Nicht einmal per Zufall ist das möglich.
Mazedonien, Montenegro, Serbien
In Mazedonien und Montenegro zählte nur die Wertung der Zuschauer. Die unabhängige Notare sahen in den beiden Länder Unregelmäßigkeiten bei der Jury-Wertung und erklärten diese als ungültig. Was da vor sich ging, wird beim nächsten Meeting der EBU-Referenzgruppe diskutiert.
Mazedonien hat im Televoting 12 Punkte an Albanien vergeben. Auch der diesjährige mazedonische ESC-Teilnehmer Daniel Kajmakoski sagte in der Sendung „Countdown mit Andi Knoll“ am 22. Mai „Für mein persönlichen Musikgeschmack ist der Top-Favorit Albanien“, wobei er gleich zuvor auf die Frage nach dem Top-Favoriten meinte, „es war ihm eine Ehre beim ESC dabei zu sein und daher schwierig einen Favoriten für seinen eigenen Geschmack zu ermitteln“ – siehe hier. Alles nur Zufall, oder einfach „gut“ beraten? Wohl das Letztere.
Übrigens, Mazedonien belegte im ersten Semifinale den vorletzten Platz mit 28 Punkten, Dank der großzügigen Unterstützung der Nachbarn Serbien (12 Punkte) und …. Überraschung! – Albanien (10 Punkte). Ohne diese zwei Länder wäre es letzter Platz gewesen, mit magerer Ausbeute von 6 Punkten.
Aus Montenegro gab es auch 10 Punkte an Albanien, nicht aber aus Serbien. Hier war es eine fette Null! Wie kann das sein, wo die Länder so dicht an einander liegen? Warum ist hier der Musik-Geschmack bei den Nachbarn so unterschiedlich? Von wegen der Musik-Geschmack – hier spielt das Politikum eine große Rolle. In einigen Länder ist Building Bridges wohl eine Frage der Interpretation.
Apropos Serbien: Österreich war bisher ein sicherer 12 Punkte-Lieferant. In diesem Jahr waren es magere 3 Punkte, Dank der Jury! Die österreichische Jury (Gary Lux, Manuel Ortega, Christian Deix, Como, Franziska Trost) setzte Serbien nur auf Platz 20. Die österreichische (oder wohl serbische) Zuschauer setzten den serbischen Beitrag auf Platz 2! Zugegeben, im Pressezentrum waren einige Journalisten und Fans von der gewaltigen Präsenz von Bojana Stamenov begeistert.
Frankreich
Aus Frankreich gab es überraschenderweise keine Punkte an Israel. Hier hat die französische Jury die EBU-Regel „Im Falle von Punkteschieberei kann ein Land für drei Jahre vom ESC ausgeschlossen werden“ wohl sehr ernst genommen und setzte Israel an die vorletzte Stelle. Die Zuschauer beim Televoting bewerteten den israelischen Beitrag immerhin auf Platz 5. Montenegro dagegen pfeift auf diese Regel und vergab an Nachbar Serbien 12 Punkte – Platz 1 bei der Jury und im Televoting.
Irland
Manche kann sicher überraschen, dass Irland 12 Punkte an Lettland (Platz 2 bei der Jury, Platz 3 im Televoting) und 7 Punkte an Litauen (Platz 8 bei der Jury und Platz 1 im Televoting) vergab. Uns nicht! Die Wachstumsrate die in Irland beheimateten Bürger mit einem Migrationshintergrund beträgt 8,1%. Die meisten davon kommen aus Lettland, Litauen und Polen. Ach ja, schau her – 3 Punkte aus Irland gingen an … Polen! Gäbe es keine Jury, dann wäre das Ergebnis aus Irland so gewesen: 12 Punkte an Litauen, 10 Punkte an Polen, 8 Punkte an Lettland. Zufall?
Ex- Sowjet Union
Es ist kein Geheimnis, dass fast alle Staaten der ehemaligen Sowjet Union weiterhin Russland treu bleiben: 12 Punkte gab es aus Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland und Estland. 10 Punkte kamen aus Lettland (Platz 1 im Televoting) und Moldau (Platz 2 im Televoting). Georgien vergab 5 Punkte (im Televoting Platz 2). Nur Litauen ignorierte den russischen Beitrag – 11. Platz mit 0 Punkte (Platz 20 bei der Jury, im Televoting Platz 3). Zugegeben, der diesjährige russische ESC-Beitrag von Polina Gagarina war großartig gesungen und optimal inszeniert.
Moldau, Zypern, Griechenland
Im Marmor für alle Ewigkeit eingraviert sind 12 Punkte für Rumänien. Sowohl alle sechs Juroren als auch Zuschauer im Televoting setzten den rumänischen Beitrag auf Platz 1!
Die Freundschaft zwischen Zypern und Griechenland ist weiterhin stark beim ESC, wobei sich sich heuer diese zwei Länder keine 12 Punkte gegenseitig vergaben. Zwei Juroren aus Zypern setzten den griechischen Beitrag sogar auf Plätze 12 und 15. Hier halfen die Zuschauer, und setzten Griechenland auf Platz 1. Das reichte noch für 8 Punkte. Umgekehrt sah es etwas besser aus: Platz 2 von der Jury, Platz 3 im Televoting. In Kombination ergab das 10 Punkte.
Nordische Verbindungen
Nicht zuletzt die nordische Verbindung: Island, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark. Der Gewinner Schweden wurde hier reichlich belohnt; alle Länder vergaben 12 Punkte an Schweden. Der Beitrag aus Schweden war ja ohne Zweifell auch ein toller Song mit einer perfekt umgesetzten Bühnenshow. Wohl verdient.
Von den übrigen nordischen Länder schaffte nur noch Norwegen ins Finale. Aus Dänemark gab es 3 Punkte, aus Finnland 4, aus Island 10 und aus Schweden 7 Punkte an den norwegischen Beitrag. Ja, Building Bridges ist in manchen Länder eine Frage der Interpretation.
Aber nicht desto trotz: Um den Eurovision Song Contest zu Gewinnen, reichen nicht nur die Punkte der guten Nachbarn oder die von der Diaspora. Fast alle Länder müssen den Gewinner-Beitrag gut bewerten. Ohne dies kann man den Eurovision Song Contest einfach nicht gewinnen! Der beste Beispiel dafür ist der österreichische Beitrag vom letzten Jahr Rise Like A Phoenix. Man kann den ESC auch ohne freundliche Unterstützung der guten Nachbarn oder Diaspora (Österreich hat ja keine) gewinnen. Man muss einfach DEN Song und DIE Performance an dem Tag X abliefern. Alles andere wäre reine Unterstellung.