Wien, Österreich – Das war der Eurovision Song Contest 2015 in Wien!
Jetzt ist es also schon wieder Geschichte, der Eurovision Song Contest 2015 in Österreich, in Wien. Ein Ereignis, auf das wir Fans 48 Jahre so sehnsüchtig gewartet haben und nicht mehr daran geglaubt haben, dass es je dazu kommen würde. Aber es passierte, durch den Auftritt von Conchita und ihrem fulminanten Sieg 2014.
Für mich persönlich war klar, dass ich die vollen zwei Wochen des Events ab der ersten Probe und Pressekonferenz erleben möchte. Nichts ist schöner, als den Künstlern so nahe zu sein und die Vorbereitung des Events aus nächster Nähe miterleben zu können. 2004 war mein erster Live-Song Contest und verglichen mit all den Möglichkeiten für Journalisten kann ich nur sagen: Hut ab vor der Organisation in Wien. Es war einfach alles perfekt: Die Eventlocation, das Pressezentrum, die quasi nicht vorhandenen Distanzen zwischen Halle & Pressezentrum, die man in anderen Ländern erst mal bewältigen musste. Und ja, die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Volunteers, einfach traumhaft. Ich habe niemand getroffen, der nicht voll des Lobes war, und das gab es bisher ehrlich noch nie, denn irgendwas Negatives findet sich ja normalerweise immer. Das war in Wien nicht der Fall.
Highlights neben den Shows waren der Euroclub und das OGAE Euro Fan Cafe, beide Locations wurden von Fans, Künstlern und Delegationen bestens genutzt und die Stimmung dort war bei den Einlagen aktueller und ehemaliger ESC Künstler fantastisch. Nur wer es selbst erlebt hat, kann diese positiven Vibrations wirklich nachvollziehen. Zum Eurovillage habe ich es leider aus Zeitgründen nicht einmal geschafft, lediglich den Red Carpet und den Einzug der Delegationen habe ich dort live im Pressebereich mitverfolgt.
Auch die Matinee in der Staatsoper, wo Klassikkünstler mit ESC Künstlern musizierten, war ein echtes Ereignis und wurde bei vollem Haus bejubelt.
Dem ORF kann man nur gratulieren, die drei Shows waren großartig und wurden von Conchitas Präsenz geadelt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie ihrem Sieg noch eines draufsetzen kann, aber es ist ihr gelungen, sowohl Presse und Fans erneut zu verzaubern. Das Opening des 1. Seminfinales war großartig inszeniert. Gänsehaut pur! Allein bei einer der Durchlaufproben, wo Schulkinder aus ganz Österreich dabei sein durften, hat es mich fast umgehauen, die andauernden Conchita Rufe der Kids haben mich echt gerührt. Sie brauchte nur irgendwo auftauchen, gab es kein Halten mehr. Was muss das für Conchita für ein Gefühl gewesen sein, ruft man sich die Anfeindungen ins Gedächtnis, die es noch knapp vor ihrem Sieg 2014 gab. Auch die Conchita Pressekonferenz war voll bis auf den letzten Platz, als ihr die Plattenfirma Platin für ihr Debutalbum überreichte, ein paar Tage nach der Veröffentlichung. Ich gönne dieser wunderbaren Person ihren Erfolg von ganzem Herzen und wünsche mir, dass ihr weiterer Weg nach oben unstoppable ist!
Aber zurück zum heurigen ESC: Die Semifinali endeten für mich nicht wirklich überraschend, einzig Tschechien hätte ich wahnsinnig gerne im Finale gesehen, aber nicht jeder Wunsch erfüllt sich halt. Das ESC-Finalopening selbst war für mich als Österreicher einfach bewegend, wissend, dass Millionen Menschen weltweit auf unser Land schauen und mit wunderbaren Bildern und unserer Musik beliefert wurden. Mein Kompliment an alle, die an dieser Umsetzung beteiligt waren, ich glaube jeder Österreicher im Publikum hatte da eine kleine Freudenträne im Auge. Das Finale selbst fand ich auch seitens der Zusammenstellung des Ablaufs genial, vom poppigen Start des Bewerbs durch Slowenien bis hin zum bombastischen Ende mit Italien. Und ich hätte am Ende nicht mehr sagen können, wer nun tatsächlich gewinnt, so wunderbar war die Umsetzung jedes einzelnen Acts.
Dass Russlands Polina ganz vorne mitspielen würde, da war ich mir trotz toller Performance nicht so sicher, aber dafür war Schweden und Italien für mich von Anfang an klar unter den Top-Mitfavoriten. Das Ende ist ja bekannt und der Gewinner ist ein Sympathieträger, der mit seiner Show Europa überzeugte. Gratulation an Schweden, die wieder mal gezeigt haben, dass wenn man den Song Contest liebt immer wieder ein tolles Resultat einfahren kann.
Negativ empfand ich einzig die Buhrufe bei der Punktevergabe für Polina: Sie kann nichts dafür, dass sie aus einem Land kommt, wo die Politiker eher fragwürdig sind. Letztlich hat sie eine wunderbare Performance hingelegt und das sollte honoriert werden. So manche scheinen in diesen Augenblicken das Motto des Events vergessen zu haben. Das sollte nicht sein!
Die 0 Punkte für Österreich und Deutschland sehe ich persönlich relativ gelassen. Wirklich SCHLECHT war kein einziger Act, es gibt halt nur eine bestimmte Punktanzahl und heuer hat es halt nicht gereicht. Selbst der 10. Rang hatte übrigens nicht mehr als 53 Punkte, abgeräumt haben halt die Plätze 1 bis 8 mit jeweils mehr als 100 Punkten bis hin zum Sieger Mans mit 365 points!
Aber zum Österreichact heuer sei dennoch folgende Bemerkung erlaubt: Ich habe auch in meiner Einschätzung auf eurovision-austria.com punkto Österreichs Abschneiden im Vorfeld schon die mangelnde optische und choreografische Umsetzung erwähnt, die ich mir persönlich gewünscht hätte, um den Song optimal zur Geltung zu bringen. Irgendwie hatte ich, so sehr mir der Song auch gefällt nicht das Gefühl, dass die drei Jungs von den Makemakes sich seit dem Vorausscheidung Sieg etwas überlegt haben zu optimieren. Schade, das Resultat spricht ja letztlich trotzdem für sich. Und wie ich der KRONENZEITUNG entnehmen konnte, „wollten sie eh nicht gewinnen“. Ich würde mir als ESC Fan halt wünschen, dass man in Zukunft wieder Künstler wohin schickt, die sich bewusst sind, dass es ein Wettbewerb ist und keine Klassenfahrt, „weil uns is eigentlich eh wurscht“ – So eine Einstellung gefällt mir generell nicht und das Gefühl hatte ich leider hier oft. Nun, die „Wurst“ hat ja gezeigt wie es geht und ins Gedächtnis gerufen, dass man Punkte nicht geschenkt bekommt, sondern diese nur jenen zufliegen, der sie sich aus vollem Herzen erarbeitet, verdient und den Bewerb und seine Fans umarmt. Und letzteres Gefühl hatte ich bei den Makemakes leider nicht. Denn es hätte nur als Beispiel alleine schon die Höflichkeit geboten, z.B, einmal im Eurofancafe vorbeizuschauen als aktuelle Vertreter unseres Landes, dafür gaben sich dort eben viele andere Länder bis hin zu Zypern die Ehre, denn die wissen offenbar, wer den ESC zu dem macht was er ist: Die Fans. Und daher irritiert oder verwundert mich im Gesamtzusammenhang das Endergebnis nicht.
Was mir aber bleibt, sind für mich wunderbare Begegnungen mit Künstlern aus 39 anderen Ländern und eine tolle Show des ORF, zu der ich nochmals herzlich gratuliere!