Wien, Österreich — In wenigen Stunden soll der Austragungsort für den Song Contest 2017 feststehen. Wie stehen die Chancen der Bewerberstädte?
Der 24. August wird als Unabhängigkeitstag in der Ukraine gefeiert. An diesen Tag will der ukrainische Fernsehsender NTU offiziell verkünden, welche Stadt den nächsten Song Contest austragen darf.
Was lange währt, wird endlich gut; das ist zumindest die Hoffnung. Schon Ende Juli sollte der Austragungsort festlegen. Jedoch bekamen die drei verbliebenden Kandidaten einige Hausaufgaben auf dem Weg. Victoria Romanova, die Organisatorin des Song Contest und stellvertretende Direktorin des ukrainischen Fernsehens, sprach Anfang August im Interview mit dem UAToday.tv darüber, dass sie die Städte nicht unter Zeitdruck bringe wolle. „Sie sollen so viel Zeit wie möglich erhalten, um ihr Angebot zu verbessern.“ Die Zeit läuft. Fans machen sich schon ein wenig Sorgen darüber, ob die Ukraine den Song Contest wirklich stemmen kann. Zumindest scheint die Finanzierung des Events gesichert zu sein. ESCKAZ.com berichtet, dass die von der EBU geforderte Vorauszahlung von rund 15 Millionen Euro überwiesen wurden.
Ich blicke nun auf das, was wir bislang über die drei Bewerberstädte bekannt ist und wie gut ihre Chancen sind, dass sie als Sieger in diesem Städte-Contest hervorgehen.
Kiew
Die ukrainische Hauptstadt war bereits 2005 Austragungsort des Song Contest. Im Sportpalast gewann damals Helena Paparizou für Griechenland mit My Number One. Mittlerweile ist die Halle und ihre Technik ist in die Jahre gekommen und eignet sich nur bedingt für ein TV-Event. Das Olympiastadion, das eigens für die Fußball-EM umgebaut wurde, lässt sich nicht kostengünstig überdachen. Nun ist im Gespräch, den Song Contest auf dem Internationalen Messegelände im Westen der Stadt unterzubringen. Das mag pragmatisch klingen, aber nicht gemütlich.
In der Onlineausgabe der ukrainischen Tageszeitung Segodnya hieß es bereits vor einigen Wochen, dass Kiew aus dem Rennen sei. Diese Meldung wurde umgehend dementiert.
Kiews größtes Ass im Ärmel ist Bürgermeister Vitali Klitschko. Er war bereits beim Eröffnungsprogramm des Song Contest 2005 dabei. Der politische Wille ist da, den Song Contest wieder in die Hauptstadt zu holen.
Dnipro
Die viertgrößte Stadt der Ukraine war etwas überraschend in die engere Auswahl gelangt. Dnipro gehört zum Wirtschafts- und Finanzzentren der Ukraine und verfügt im Gegensatz zur Hauptstadt über eine moderne überdachte Halle, die den technischen Vorgaben der EBU entspricht.
Der Flughafen hingegen ist nicht annähernd auf das Besucheraufkommen ausgerichtet und müsste innerhalb weniger Monate im Rekordtempo ausgebaut werden. Die Firma, die sich diese Arbeit zutraut, möge bitte auch beim Krankenhaus Nord in Wien vorstellig werden.
Der Bürgermeister von Dnipro übt zudem Druck auf das ukrainische Fernsehen aus und hat bereits verkündet, dass er langsam das Interesse an den Song Contest verliert. Kein wirklich kluges Signal an die Verantwortlichen.
Odessa
Die Hafenstadt am Schwarzen Meer ist das Dark Horse unter den drei Kandidaten. Schon die Bee Gees haben in ihrem Song Odessa (City On The Black Sea) von der Stadt geschwärmt. Odessa ist auch für die Potemkinsche Treppe bekannt, die in dem Film Panzerkreuzer Potemkin vorkommt.
Als Austragungsort soll das zentral gelegene, noch unüberdachte Fußballstadion herhalten. Das Stadion kann rund 30.000 Zuschauer beherbergen. Es wurde zunächst 2011 für die damalige Europa-Fußballmeisterschaft umgebaut, landete aber auf der Reservebank. Größere internationale Ereignisse hat das Stadion seitdem noch nicht gesehen. Die Organisationen haben sich von einer deutschen Baufirma ein Konzept eingeholt, wie man das Stadion Song-Contest-tauglich machen könnte. Bereits Song Contest 2001 gab es schon einmal einen Song Contest im Fußballstadion: Das Kopenhagener Parken-Stadion hatte man mit einem provisorischen Dach versehen, das ordentlich klapperte und für Zugluft sorgte.
Wer sich aber jetzt schon in Badehose und Flip Flops am Strand von Odessa sieht, um den musikalischen Klängen aus dem eurovisionären Fußballstadion von Ferne zu lauschen, sollte vorab auf den Jahreskalender für das Wetter in Odessa schauen. Im Mai ist es mit Höchsttemperaturen um die 20 Grad recht frisch.
Einen wichtigen Befürworter hat Odessa: Jamala, die Gewinnerin des Song Contest 2016 in Stockholm.
Mein persönliches Fazit
Ich hoffe, dass die Ukraine es nun im zweiten Anlauf schafft, einen Austragungsort zu benennen. Alles andere wäre, angesichts der hohen Erwartungen, die das ukrainische Fernsehen geweckt hat, eine Enttäuschung – auch für die Ukrainer, die eigentlich an ihrem Feiertag auch mal gute Nachrichten hören wollen.
[Update: 25.08.2016, 18:03 Uhr]: Die für heute angekündigte Pressekonferenz wurde kurzfristig abgesagt. Laut Zurab Alasania, TV-Direktor von NTU, sind Kiew und Odessa in der engeren Auswahl. Damit wäre Dnipro aus dem Rennen.
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